Beteiligte

Bei der Auswahl der eingeladenen Personen war uns wichtig, eine gewisse Bandbreite an Perspektiven zu erhalten, weshalb wir Leute aus verschiedenen Bereichen (Kunst, Theorie, Politik) ausgewählt und dem Projekt eine offene Struktur gegeben haben. Die Beteiligten sind überwiegend mit der Stadt Zürich vertraut und haben teilweise selbst Aktionen und Interventionen im öffentlichen Raum durchgeführt (diese können sichtbar oder unsichtbar sein).

Folgende KünstlerInnen und TheoretikerInnen bieten Spaziergänge im Rahmen von kunstpassanten an:

Marina Belobrovaja, Künstlerin
!Mediengruppe Bitnik, Künstlergruppe
Karin Frei Bernasconi, Leiterin Kunst und Bau (Amt für Hochbauten der Stadt Zürich), Kuratorin und Architektin; eingeladener Gast: Victorine Müller, Künstlerin
eggerschlatter, Künstlergruppe
Laura Kalauz, Schauspielerin; eingeladener Gast: Diana Rojas-Feile, Schauspielerin
San Keller, Künstler; eingeladene Gäste: Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Spazierganges
Daniel Knorr, Künstler
Knowbotik Research, Künstlergruppe
Kunsthaus Aussersihl, Künstlergruppe
Christian Ratti, Künstler; eingeladender Gast: Simon Gaus, Amphibienschützer
Adrien Tirtiaux, Künstler
Stefan Wagner, Kurator; eingeladener Gast: Georg Keller, Künstler

Marina Belobrovaja ist 1976 in Kiew (UdSSR) geboren. Nach ihrer Emigration nach Israel und der späteren Übersiedlung nach Deutschland studierte sie Bildende Kunst (1998-2004) und Kunstvermittlung (2004-2007) an der Universität der Künste in Berlin und an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie befasste sich mit verschiedenen bildnerischen Medien bis sie sich vorwiegend auf Performance konzentrierte. Sie arbeitet im Grenzbereich zwischen gesellschaftlicher Realität und künstlerischer Praxis. Ihre Aktionen thematisieren auf provokative und zugleich spielerische Weise politische und soziale Phänomene. Im Mittelpunkt ihrer jüngsten Projekte steht die Auseinandersetzung mit Fragen der Arbeit und der Gesetzgebung. Neben zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland ist sie auch als Kunstvermittlerin tätig. Sie lebt in Zürich. http://marinabelobrovaja.ch/

Die !Mediengruppe Bitnik sind Carmen Weisskopf und Domagoj Smoljo. Sie gehören nicht erst seit ihrer Aufsehen erregenden Aktion „Opera Calling“ (2007) zu den herausragenden Stimmen junger Kunst in der Schweiz, die mit elektronischen Medien arbeiten. Mit ihren prozessorientierten Aktionen zeigen sie das Durchdrungensein unseres Alltags mit Medien und deren Technologien und dessen Zusammenhang mit gesellschaftlichen Grundsatzfragen. Zentral ist dabei die Taktik des Hacking, definiert als „clevere Lösung für ein interessantes Problem“ bzw. „ein System so gebrauchen, wie es nicht gedacht ist“. In „Opera Calling“ versteckten sie Wanzen im Zürcher Opernhaus und führten damit unter dem Motto „Arien für Alle“ per Telefon Direktübertragungen in zufällig ausgewählte Haushalte durch. Die Öffnung des Systems Opernhaus – das aus der Presse von der Aktion erfuhr und prompt mit Klagen drohte – mit einem Hack stellte Fragen nach den Eigentumsrechten von Kultur. Seit Sommer 2008 hat die !Mediengruppe Bitnik unter dem Titel „CCTV – A Trail of Images“ in Zürich, Basel, St. Gallen, Bern, London, Rotterdam und Sao Paulo Dérives zu verborgenen Videosignalen im städtischen Raum durchgeführt. www.bitnik.org

Karin Frei Bernascon(*1965) ist Leiterin Kunst und Bau beim Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, Kuratorin und Architektin. (1986-1992) Studium der Architektur an der ETH Zürich und Lausanne, (1996-1998) Nachdiplomstudien am Institut für Kunstgeschichte an der Universität Zürich, (2006-2008) Masterstudiengang curating an der Zürcher Hochschule der Künste. (1999-2001) Assistentin für Lehre und Forschung an der ETH Zürich, Departement Architektur bei Prof. Dr. Marc Angélil . Verschiedene 1. Preise für die Gestaltung öffentlicher Räume. Seit rund 10 Jahren intensive Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld Kunst und Architektur sowie Ausstellungstätigkeiten, u.a.: Ausstellungsszenografie Max Beckmann und Paris im Kunsthaus Zürich (1998); Co-Kuratorin der Ausstellung Stadt-Einsichten im Helmhaus Zürich (1999); Co-Kuratorin der Ausstellung Hybride Zonen und Mitherausgeberin der gleichnamigen Publikation “Hybride Zonen, Kunst und Architektur in Basel und Zürich”,(2003). Projektleitung “LIVE-ART, Performances und Aktionen” ein Kunst-und-Bau-Projekt für die Schule Im Birch Zürich (2004); kuratorische Begleitung der Ausstellung Performance in Progress im Kunsthaus Uri (2006), Co-Kuratorin der Ausstellung Ready Trade Trailer, Worpswede, Bremen, Kassel, Zürich (2007), Kuratorin und Projektleiterin des Kunst-und-Bau-Projektes „NESTER“ für das Stadtspital Triemli Zürich (Realisation 2010-2020).

Das Künstler-Kollektiv eggerschlatter besteht aus Benjamin Egger (*1981) und Sabine Schlatter (*1977). In seiner künstlerischen Praxis beschäftigt sich das Duo mit Fragen der räumlichen und gesellschaftlichen Abgrenzungen sowie mit Aspekten der Ausbreitung und Fortpflanzung in ihren verschiedensten Formen. Die Gesellschaft und ihre Systeme betrachten eggerschlatter dabei als ein Gewimmel einzelner Teilchen. Auch wenn sich dieses in seiner Gesamtheit willkürlich verhalten kann, stehen seine einzelnen Elemente in einer definierten Beziehung zu einander. Welche Kräfte produzieren und halten diese Prozesse in Gang? Die zwei KünstlerInnen untersuchen und thematisieren in ihrer Arbeiten die scheinbar unkontrollierten Dynamiken von Gemeinschaften, welche sich neuer Räume bemächtigen und somit neu bestimmen. Projekte von eggerschlatter wurden u. a. in der Stadtgalerie Loge in Bern, in der Shedhalle, im Helmhaus und im Tanzhaus in Zürich gezeigt. Zurzeit sind sie Atelierstipendiaten der Stiftung Binz39.http://eggerschlatter.com

Laura Kalauz (*1975 in Buenos Aires, Argentinien) studierte Tanz und Sciences of Social Communication an der Universität von Buenos Aires. 2003 schloss sie an der Hogeschool voor de Kunsten – Dansacademie Arnhem, Holland als Dance Maker ab. Seither lebt sie in Zürich, wo sie als unabhängige Choreographin arbeitet. Laura Kalauz’ Arbeit stellt Fragen zu Routinen und Mustern des zeitgenössischen Lebens. Ihr Interesse gilt dem Überdenken von Annahmen, die als selbstverständlich gelten, und welche nicht nur das soziale Verhalten beherrschen, sondern auch unsere Kommunikation prägen. Sie hat mit den Künstlern Martin Schick, Krööt Juurak und Simone Aughterlony zusammengearbeitet. 2006 führte sie Regie für das Stück „Multiverse“ am Theaterhaus Gessnerallee Zürich, 2007 für das Projekt “Excuse me please could you choreograph me”. Zuletzt arbeitete Laura Kalauz in Zusammenarbeit mit Martin Schick an dem Projekt, “TITLE”, das im August 2009 am Theater Spektakel Zürich Premiere hatte und mit dem ZKB-Förderpreis des 30. Zürcher Theater Spektakel ausgezeichnet wurde.

Georg Keller (*1981) schloss 2008 sein Studium der Bildenden Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste ab. Bereits während seiner Ausbildung gründete er ein Unternehmen mit dem Namen „Georg Keller Unternehmungen – A Brand Like A Friend“, in dessen Geschäftsbereich zahlreiche Gründungen von Scheinfirmen fallen. In seiner künstlerischen Arbeit interessieren ihn insbesondere die Logiken unseren Warenwelt sowie deren Inszenierungen. Seit diesem Jahr erweiterte er seinen Wirkungskreis Richtung Theater, indem er sein erstes Stück „Das Unternehmen“ in der Roten Fabrik auf die Bühne brachte. Ebenfalls 2009 führte seine Intervention „Die Filiale. Georg Keller Bank (GKB)“ im Rahmen der Ausstellung „Shifting Identities“ des Kunsthauses Zürich in Vilnius neben anderen Projekten durch.

San Keller (*1971 Bern) hat sich national und international mit seinen partizipativ-ephemeren Aktionen und seinen poetisch-witzigen Objekten einen Namen gemacht. Von seinen ersten Auftritten Mitte der 1990er Jahre, u.a. beim Schweizer Fernsehen, wo er während der Tagesschau am Boden schlief, bis zu seinen internationalen Auftritten – zum Beispiel der Sharjah Biennale 2005, als er Dr. Shaikh Sultan Bin Mohammed El-Qasimi fragte, ob er den San Stern, das Markenzeichen seiner Arbeiten, beibehalten sollte, oder der Mathildenhöhe Darmstadt 2008, deren Ruf zur Teilnahme an der Ausstellung «Mathilda is Calling» er Folge leistete, indem er und Su Young Park einander gegenseitig in einem Handkarren dahin schoben – spannt sich ein kritisches, konzeptuelles, spielerisches Werk, das eine ganz besondere Annäherung an das Verhältnis von Kunst und Leben vornimmt.

Daniel Knorr (*1968 Bukarest), lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten stellen die Materialität der Kunst in Frage und überschreiten die Grenzen zwischen Theater, Performance und Alltagsleben. Knorr erforscht die Zonen des öffentlichen, privaten, natürlichen und künstlichen Raums sowie die Beziehungen zwischen Künstler, Publikum und Sujet. Er hatte Einzelausstellungen in der New Yorker Galerie The Project (2002) und in der Serge Ziegler Galerie Zürich (2001) sowie im Kunstforum Lenbachhaus München (1994), repräsentierte Rumanien bei der 51. Biennale in Venedig (2005) und realisierte zuletzt in der Kunsthalle Fridericianum in Kassel sein Einzelprojekt Scherben bringen Glück (2008 – 2009). Ausserdem war er an verschiedenen Gruppenausstellungen beteiligt, u. a. Public Affairs, Kunsthaus Zürich (2002), Love It Or Leave It, 5. Kunstbiennale in Montenegro (2004), Berlin Biennale (2008), Manifesta (2008).

Victorine Müller tritt seit 14 Jahren als Performerin auf. Neben Schweizer Kunstinstitutionen – darunter Kunsthalle Bern, Kunstmuseum Basel, Kunstmuseum Solothurn, KKL Luzern, Centre PasquART Biel, Arsenic Lausanne, Schiffbau und Theaterspektakel Zürich –, wurde sie in den vergangenen Jahren u.a. vom Institute of Contemporary Art London, dem Centre Culturel Suisse in Paris, dem Museum Belvedere in Wien und der Hamburger Kunsthalle zu Auftritten eingeladen. Seit einigen Jahren widmet sie sich mit Skulpturen, Objekten und Zeichnungen einem Schaffensbereich, der unabhängig von ihren Performances entsteht und bestehen kann, aber doch in vielfacher Weise – inhaltlich wie stilistisch – mit diesem verbunden ist.

Knowbotic Research, KR (Yvonne Wilhelm, Christian Hübler, Alexander Tuchacek), wurde 1991 gegründet und ist in Zürich ansässig. The Künstlergruppe experimentiert Urbanität, Wissenskonstruktion und politische Repräsentation in mediatisierten öffentlichen Räumen. Ihre Arbeit wurde in bedeutenden Ausstellungen gezeigt, in diversen internationalen Publikationen und Konferenzen besprochen und hat wichtige Auszeichnungen erhalten, darunter: Hermann-Claasen-Preis für Fotografie und Medienkunst, Köln; Internationaler Medienpreis des ZKM; August Seeling-Preis des Wilhelm Lehmbruck Museums; Prix Arts Electronica, Goldene Nica. Seit 1998 hat Knowbotic Research eine Professur am Department Kunst und Medien der Zürcher Hochschule der Künste inne. www.krcf.org

Der Verein Kunsthaus Aussersihl hat sich zum Ziel gesetzt, das Amtshaus am Helvetiaplatz  in ein Zentrum für Produktion, Diskussion und Präsentation zeitgenössischer Kunst und Kultur umzuwandeln. “Der Kunstrundgang”  war die erste von mittlerweilen sieben Aktionen, mit der der Betrieb ausser Haus aufgenommen wurde. In einem rund einstündigen Kunstrundgang durch den Kreis 4 streifen die KünstlerInnen und InitiantInnen dieser Aktion, Susanne Hofer, Georgette Maag und Andreas Niederhauser, unbekannte Ecken und prominente Stationen im Quartier und fördern versteckte Kunstschätze zu Tage. www.kunsthausaussersihl.ch

Christian Ratti (*1974) interessiert sich für die Spaziergangswissenschaft, ist Goldschmied und Künstler. 2005 diplomierte er in Zürich als Turmführer. Seither diverse Haus- und Stadtführungen, Interventionen und Ausstellungen. Anlässlich seiner Nachforschungen „Von Nagel zu Nagel“ blieb er 2008 als Führer an der Nagelfabrik in Winterthur hängen. www.nagli.ch

Nach ihrem Studium in Bogotá (Kolumbien) lebte Diana Rojas in Paris, wo sie die Ecole Internationale de Thèâtre Jacques Lecoq und Philippe Gaulier besuchte. In Kolumbien arbeitete sie in verschiedenen Produktionen als Schauspielerin, Tänzerin und Produzentin. In Paris, Zürich und Freiburg (D) bildete sie sich mit Carlo Boso, Lilo Baur, Peter Honegger, Nigel Charnock, Ruth Zaporah, Thomas Lehmen, Koen Augustijnen und Sten Rudstrom  weiter. Seit Frühling 2004 lebt Diana Rojas  in Zürich und arbeitet als Schauspielerin und Tänzerin in der freien Szene. 2007 hat sie das Stück „Y tu? Wer bisch du?“ produziert und unter der Regie von Fabienne Hadorn gespielt. Das Stück wurde am 2. Secondotheaterfestival im Stadttheater Olten prämiert. Gründerin von Mandarina&Co. “Choco Loco” in Koproduktion mit Schlachthaustheater Bern und  Tuchlaube Aarau, 2009. Theaterengagement Theater Falle Basel (Regie: Roland Suter), 2009. Mit den Regisseuren Dani Levy und Markus Fischer hat sie zudem für Werbung und TV–Produktionen von SF DRS Erfahrungen gesammelt. Zusätzlich ist Diana Rojas als Theaterpädagogin und Animatorin für Kinder und Jugendliche in Schulen, Integrationsprojekte und Freizeitangeboten aktiv.

Adrien Tirtiaux (*1980 in Brüssel, lebt und arbeitet in Wien) beschäftigt sich vornehmlich mit den spezifischen Eigenschaften von Ausstellungsräumen und öffentlichen Räumen. Seine künstlerischen Eingriffe, die zwischen der Strenge konzeptueller Strategien der 1970er-Jahre und der Leichtigkeit von Comics oszillieren, sind oft die Ergebnisse einer sorgfältigen Auseinandersetzung mit einem gegebenen Kontext, in dem sich Tirtiaux jeweils bewegt und arbeitet. In vielen seiner letzten Arbeiten, wie zum Beispiel in der Stadtgalerie (Loge) in Bern, oder in der Galerie Martin Janda in Wien, versuchte Adrien Tirtiaux Ausstellungsräume mit Narrativen zu verknüpfen. Dadurch sind „räumliche Comics“ entstanden, in denen vor allem die Artikulationen zwischen den verschiedenen Sequenzen bearbeitet wurden: „Eingänge, Türen, Treppenhäuser sind vergleichbar mit dem Umblättern einer Comicseite“ sagt Tirtiaux. „Man lässt etwas hinter sich und eine Spannung auf das, was als nächstes kommt, wird aufgebaut.“ Wie seine räumlichen Interventionen sind auch seine Aktionen im öffentlichen Raum von einer starken erzählerischen Komponente geprägt und können als Narrative betrachtet werden. www.adrientirtiaux.eu

Stefan Wagner (*1973) schliesst Ende 2009 sein Studium der Kunstgeschichte an der Universität Zürich über ephemere Kunstwerke im Stadtraum Zürich ab. Während seines Studiums begleitete er als Assistenzkurator freie Ausstellungsprojekte und arbeitete von 2006 bis 2008 in der Kunst Halle Sankt Gallen. Nebenbei schreibt er Beiträge für diverse Kunstkataloge und Magazine und ist als freier Kurator tätig. 2009 kuratierte er unter anderem die Ausstellung „Vanity Fair“ im Wartesaal La Perla, Zürich.